Samstag, 15. April 2017

Wie ich ordentlich wurde

                                      

                                          Der Trigger war: Wir stehen so an der Tankstelle in
                                          Versailles (ja genau, es muss schon eine 
                                          französische Tankstelle sein, anders funktioniert es nicht)
                                          und ich sehe eine Frau (Französin!), die ihren Kofferraum
                                          aussaugt. Da wurde zuerst alles rausgeholt und dekorativ
                                          an den französischen Bordstein gestellt, dann die mit einem
                                          entzückenden französischen Blumenmuster bedruckte Decke,
                                          die sicher den Kofferraum vor Schaden bewahren soll, ausge-
                                          schüttelt. Danach wurde der Kofferaum penibel ausgesaugt und
                                          anschließend die Decke genauso gefaltet, dass sie exakt den
                                          gewünschten Bereich abdeckt.




                                          Dann mussten wir leider fahren, ich konnte ja schlecht sagen:
                                          Liebling, bleib mal noch stehen, ich will sehen wie die Frau da
                                          ihren Kofferraum einräumt.

                                          Jedenfalls beschloss ich von nun an ordentlich und gut organisiert
                                          zu werden. Leider konnte ich meinen Entschluss erst mal nicht in
                                          die Tat umsetzen, denn ein Ansinnen den (mit Urlaubskram voll-
                                          gestopften) Kofferraum jetzt auszusaugen, hätte mir nur ungläubiges
                                          Stirnrunzeln beschert.

       





                                           Zuhause fing ich dann gleich am nächsten Tag an:

                                           1. Waschmaschine anschmeißen (Check!)
                                           2. Post öffnen und dann motiviert gleich den Papiermüll
                                               rausbringen - ach nein, bin ja noch im Schlafanzug...
                                           3. Anruf, dass heute (in fünf Minuten) die Reifen von meinem
                                               Auto gewechselt werden sollen. Spurte zum Auto, Blick in
                                               den Kofferraum(verflixt, da liegen noch Säcke für die Altkleider-
                                               sammlung,meine Zweithandtasche, Gläser für die Glastonne,
                                               diverse Quittungen und ein Eimer Gummibärchen), alles
                                               rauswerfen in die Gararge und ins Auto springen - bin immer
                                               noch im Schlafanzug, aber im Auto sieht mich ja keiner und ich
                                               muss nur eine Ministrecke in die "dependance" fahren.
                                           4. Rückweg zu Fuß immer noch im Schlafanzug - ist zum Glück
                                                noch früh und das Dorf schläft noch.
                                           5. Haufen in der garage gekonnt ignorieren - ist ja hier auch kein
                                                 französischer Bordstein.
                                           6. Erst mal einen Blick in mein Büro werfen, dabei fällt mir ein,
                                                dass ich ja Ostereier mit Quasten machen wollte - gleich damit
                                                angefangen. Büro im mittleren Verwüstungszustand verlassen,
                                                es gibt nämlich Frühstück.
                                           7. Der Ordentlichkeitselan wird immer schwächer - besonders beim
                                                Blick auf die fast ausgepackten Koffer
                                           8. Beschlossen erst mal diesen Post zu schreiben, wer weiß sonst
                                                vergesse ich vielleicht wie man ordentlich wird und kann meine
                                                Weisheit gar nicht mehr teilen....






                                                   Mangels ordentlicher Vorher-Nachher-Bilder
                                                   müssen es die verschnörkelten Geländer tun.
                                                   (französische Geländer - unnötig zu erwähnen!)





                                         

15 Kommentare:

  1. Herrlich!
    Gut hast du ab Dienstag wieder Zeit, ordentlich zu werden 😉
    Herzlichst
    yase

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  2. Wunderbar! Ich habe deine Posts echt vermisst. Ob du wohl auch in DEM Schlafanzug die Eier verstecken wirst? Vielleicht im Kofferraum? Da finden deine Kinder sie ganz sicher nie! Es sei denn, er ist inzwischen penibelsssssst ausgesaugt und die Decke auf Kante ausgebreitet.
    Ob die Gummibärchen wohl auch Quasten bekommen werden?
    Fröhliche und entspannt-unordentliche Ostertage wünsche ich dir!
    Liebe Grüße
    Katrin
    P.S. Auch wenn ich natürlich zu gerne ein Foto von dir gesehen hätte, wie du völlig relaxt im Schlafi durch das Dorf SCHLENDERST, finde ich deine Aufnahmen von den Geländern auch fantastisch.

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    1. Es war ein durchaus präsentabler Schlafanzug, nicht rosa, kein Loch, keine sexy durchsichtigen Stellen...

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    2. Nennt dein Mann dieses Exemplar auch "präsentabel"? ;)

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  3. Ja... in der Theorie wäre ich auch zu gerne ordentlich. Es scheitert an der Praxis!
    Die Geländer sind übrigens sehr hübsch. =)

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    1. Ich liebe ja Aufräumbücher und Aufräumblogs und Aufräumserien...wenn die Tipps bloß wirken würden.

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  4. So klasse... ;) Ich hoffe, du hattest eine schöne Zeit in Frankreich :)
    Schlafi Fotos folgen aber, oder?

    GlG und frohe Ostern, Marion.

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    1. Ja, Paris war toll!!!
      Für die Schlafifotos findet sich zum Glück so früh kein Fotograf ;-)))

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  5. :) Dein Beitrag erwärmt mein Herz. Ordnung liegt ja immer im Auge des Betrachters. ...und ein Kofferraum ist meistens geschlossen...Paul Claudel, ein französisacher Dichter und Staatsmann hat mal dazu gesagt:
    "Die Ordnung ist die Lust der Vernunft, aber die Unordnung ist die Wonne der Phantasie." Also lass Vernunft Vernunft sein - die Vorstellung im Schlafanzug durchs Dorf zu wandern hat schon etwas wonnevolles!
    Einen kleinen Ostergruß Elke

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  6. Kicher
    Mein Kofferraum ist super ordentlich. Kofferraummatte, Schirm, Einkaufskiste sonst leer. Das Problem ist das Haus!!!!!
    LG Jennifer

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    1. Ha, das Haus ist nur die Erweiterung des Problems bei mir...quasi der Tyrannosaurus unter den Dinos.

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  7. Guck an, ich komm auch gerade aus Frankreich (Nizza) und der Koffer steht - nur leicht ausgepackt - im Korridor. Wir hatten aber einen Billigflug mit nur einem 20 Kilo-Gepäckstück für zwei und wir waren so vorbildlich, dass nur 14 Kilo drin waren. Das dürfte morgen schnell gehen.
    LG Judy
    PS: In Paris war ich auch schon zweimal und war ganz verliebt in diese Stadt.

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